"Seien sie ohne Sorge, nach Canossa gehen wir nicht, weder körperlich noch geistig!" - Dieser geschichtsträchtige Satz von Reichskanzler Bismarck leitete den Kulturkampf in Deutschland ein. Bismarck hatte nach der Reichsgründung einen nicht sehr papstfreundlichen Geistlichen als Gesandten nach Rom geschickt. Papst Pius IX. fühlte sich provoziert und erkannte ihn nicht an. Außerdem wollte er Geistliche und Hochschullehrer, die ihm nicht genehm waren, entlassen, obgleich sie zu dieser Zeit vom preußischen Staat bezahlt wurden. Dadurch fühlte sich nun wieder Bismarck provoziert, und als es dann in der legendären Reichstagsdebatte im Mai 1872 unter anderem um die Gelder für die Gesandtschaft im Vatikan ging, sagte Bismarck nicht nur in Richtung Zentrumspartei den oben zitierten folgenschweren Satz.
Die katholische Zentrumspartei wurde 1870 gegründet. Unter anderem wollte sie Konfessionsschulen und kirchliche Schulaufsicht. Sie forderte aber auch eine staatliche Sozialpolitik, und war gegen noch mehr Militärausgaben. Bei der Wahl zum ersten deutschen Reichstag im März 1871 bekam das Zentrum 18,6% und war damit zweitstärkste Partei. In Gegenden wie dem Sauerland wurde allerdings durchgewählt. Dort holte das Zentrum 90% - Bismarck störte sich am Zentrum. Er wollte sich nicht von der katholischen Kirche in staatliche Angelegenheiten hinein regieren lassen. Die Konservativen sagten: "Vom Papst ferngesteuert! Ausländisch! Undeutsch!" Die Liberalen sagten: "Päpstlich! Reaktionär!" Das Unfehlbarkeitsdogma tat seine eigene Wirkung
In diesem Spottlied auf das Zentrum aus dem Kladderadatsch 1871 zur Melodie von "Lützows wilde verwegene Jagd" kommt ein "Sankt Ketteler" vor. Es handelt sich um Freiherr von Ketteler, Bischof von Mainz, Mitbegründer der Zentrumspartei. Er saß für sie 1871 bis 1872 im Reichstag. Wegen seines großen sozialen Engagements hatte er den Beinamen "Der Arbeiterbischof".
lyrics
Die schwarze Jagd
Was glänzt dort im Reichstag im Mondenschein
der kahl geschorenen Glatzen?
Sie sitzen geschaaret in düsteren Reih’n
die Einen fanatisch mit dürrem Gebein
die Andern gemästet zum Platzen.
Und wenn ihr die frommen Gesellen fragt –
Das ist Pii schwarze, verlogene Jagd!
Was schleicht wie Gespenster in nächtlichem Graus,
und kriecht in Kutten und Roben?
Sie kommen, schmeißt einer von vorn sie hinaus,
ganz sacht durch die Hintertür wieder ins Haus,
doch der Segen kommt ihnen von oben.
Und wenn ihr die frommen Schleicher fragt –
Das ist Pii schwarze, verlogene Jagd!
Was flüstert im Beichtstuhl? Was gellet und schallt
die Kanzel von lautem Gezeter?
Sie werben den Mann mit des Bannes Gewalt,
die Frauen mit listigem Hinterhalt
für Rom und den heiligen Peter.
Und wenn ihr die frommen Werber fragt –
Das ist Pii schwarze, verlogene Jagd!
Wo Reben dort glühen, dort brauset der Rhein,
wo Schinken wächst in Westfalen,
wo Bayerlands mächtige Knödel gedeihn,
da drängten und fraßen sie emsig sich ein
und wurden die Sieger der Wahlen.
Und wenn ihr die frommen Gewählten fragt –
Das ist Pii schwarze, verlogene Jagd!
Und Stille wart es im Zentrum zumal,
und rückwärts wichen die Recken.
Sankt Kettler verließ den unheimlichen Saal,
einzog die Krallen was klerikal,
Samtpfötchen jetzt uns zu strecken.
Und wenn ihr die frommen Geschlagenen fragt –
Das ist Pii schwarze, verlogene Jagd!
Ins Zentrum, ins schwarze, drum fliege mein Pfeil,
und triff mit tötendem Witze.
Die Ritter alle vom heiligen Greil
bis sie zu des Reiches endlichem Heil
verjagt von erschlichenem Sitze -
dass lachend die Welt, die befreite sagt:
Das war Pii schwarze, verlogene Jagd!
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