In diesen Jahren war Gregor XVI. Papst. Er war ein äußerst reaktionärer Mann der generell alle modernen Freiheiten verurteilte. Freiheit des Gewissens war für ihn "ein ganz verderblicher Irrtum" sogar "Wahnsinn". Die Hauptschuld daran hätte die "gefährliche Meinungsfreiheit". Die Ansicht, aus ihr könnte ein Nutzen für die Religion entstehen, wies er als "höchste Unverschämtheit" zurück. Ebenso scharf verwarf er die Trennung von Kirche und Staat, die uneingeschränkte Verbreitung von Büchern und jegliche Auflehnung gegen die legitime Obrigkeit. Dass angesichts dieser Thesen eine gewisse Gegnerschaft bei den aufgeklärten Teilen der Bevölkerung existierte, kann nicht sonderlich verwundern.
Auf den eben noch so hoch gepriesenen Bischof Clemens August erschien 1837 in der Berliner Satirezeitschrift "Kladderadatsch" ein Spottgedicht. Der Rhythmus der Worte zwang uns förmlich, eine Melodie aus dem Jahre 1823 auf, die auch heute noch eine gewisse Popularität hat. So schön das Lied ist - zum Gehorsam dem König gegenüber aufzurufen, ist schon eine etwas eigenartige Grenzerfahrung für uns.
lyrics
Clemens August
Was Spektakel und Rumoren
machet jetzt ein Pfaffe nicht,
bis man in ihn kriegt bei den Ohren,
und das rechte Urteil spricht!
Fort nach Minden! Deine Sünden
kannst du dort abbüßen fein,
lieber Vischering, und finden,
dass man muß gehorsam sein.
Hast wohl gar gedacht, es gehe
alles nur nach deinem Kopf.
Was du sagest, das geschehe,
weils kommt aus des Papstes Topf.
Ihr sollt Ruh und Friede stiften,
Untertan der Obrigkeit,
aber so tut ihr vergiften
allen Frieden durch Gestreit.
Steckt die Nas in alle Sachen
die euch doch nichts gehen an.
Wollt alles katholisch machen,
drängt euch zwischen Frau und Mann.
Was sonst friedlich hielt zusammen,
trennet ihr mit drohn und Hohn,
gar noch in des Heilands Namen
und der heilig Religion.
Weil nun dieses euch will wehren
unser König, und mit Recht,
wollt ihr euch daran nicht kehren,
spielt die Herrn, ihr Papstes Knecht.
Seid ihr denn von anderm Blute
als aus unserm deutschen Land?
Lebt ihr nicht von unserm Gute,
schützet euch nicht unsre Hand?
Diesem muss man schon was kämmen
das so strobelköpfge Haar,
und will es sich nicht bequemen
von dem Kopf rasieren gar.
Zween Herrn kann man nicht dienen,
einen muss man lassen schon;
also tut euch wohl besinnen,
oder geht zum Papst nach Rom!
Hier bei uns im Preußenlande
ist der König erster Herr.
Durch Gesetz und Ordnungsbande
stänkert man nicht kreuz und quer.
Darum, lieber Clemens August,
gib dich nur geduldig drein,
wenn man dich dafür auch putzet
dass du lernst gehorsam sein.
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