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Einmal Canossa und zur​ü​ck - Von P​ä​psten und Preu​ß​en, zwischen Halleluja und Habacht

by Liederjan

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1.
Canossa-Moritat Höret her ihr guten Leute mancher von uns, der fliegt heute rasch mal runter gen Italien: In der Sonne sich zu ahlien. Dauert ja nur ein - zwei Stunden und schon tut der Chianti munden. Selbst für Goethe war die Rutsche nach Italien mit der Kutsche zwar noch etwas holperich doch so schlimm nun wieder nich. Ein paar Tage fuhr er munter Alpenpässe rauf und runter. Doch für’n vierten Heinerich war die Reise fürchterlich. Heinrich musste viel entbehren bei dem Alpenüberqueren. Goethe war im Sommer da, er jedoch im Januar. Husten, Schnupfen und auch Heiser- keit erwarteten den künftgen deutschen Kaiser. Mit dem Papst, da gab’s Querelen. Wer darf Bischöfe erwählen? Gregor sieben meinte heiter: "Heinrich vier, du bist nur zweiter. Ich zeig, wo der Hammer hängt wirst mit einem Bann beschenkt." Und das war ganz fürchterlich für den vierten Heinerich. Manchem unter Deutschlands Fürsten tat’s nach Königskronen dürsten. Und so sprach man rigoros: "Wirst du diesen Bann nicht los, hoch verehrter vierter Hein, dann ist Schluss mit Königsein!" "Gottverdammter Fürstenhaufen!" rief der König. " Dumm gelaufen! Will ich meinen Job bewahren muss ich fix zum Papst hinfahren. Und der muss den Bann entfern' tut er es auch gar nicht gern. Wart nur Papst, das kriegen wir! Schließlich bin ich Heinrich vier!" Doch die Fürsten, diese Herren taten schnell die Pässe sperren. Und so musste Hein, der Salier, alpinistisch nach Italia. Im Gefolge Frau und Kind durch den Schnee, das Eis, den Wind. Als Papst Gregor diese Schar in der Ferne kommen sah rief er: "Himmel, Herrgott, Hossa! Hurtig, hurtig, nach Canossa! Vielleicht führ’n die was im Schilde! Ich verkriech mich bei Mathilde! Denn auf einmal fürcht ich mich vor dem vierten Heinerich!" Doch Herr Heinrich wollt nur büßen. Stand im Schnee mit nackten Füßen dies tres vor dieser Burch und dann war die Sache durch. Ohne Bann ging er nach Haus. Hier ist die Geschichte aus. Doch dann sieht man ganz verwundert: Selbst im neunzehnten Jahrhundert, hundertzwanzig Päpste später herrscht beim Stuhle von St. Peter und der deutschen Obrigkeit immer noch nicht Einigkeit. Davon woll’n wir singen heut, spitzt die Ohrn ihr guten Leut!
2.
Unsre Pfaffen Unsre Pfaffen führten gerne wiederum das Regiment. Doch es will allein jetzt herrschen jeder weltliche Regent, denn der sorgt dafür noch besser, dass man Christum recht erkennt. Unsre Pfaffen lieben alle freilich Gott den Höchsten sehr. Doch den Allerhöchsten lieben unsre Pfaffen noch viel mehr, denn der gibt, was Gott nicht giebet: Orden, Titel, Geld und Ehr. Unsre Pfaffen sind vereidet auf das Evangelium. Doch sie lehren, was verlanget nur das Konsistorium, denn das Konsistorium steht überm Evangelium. Unsre Pfaffen haben lange uns gepredigt und gelehrt. Doch sie haben immer noch nicht uns zum Bessereren bekehrt, denn die Pfaffen bleiben Pfaffen bis was bessres Gott beschert.
3.
Der finstere Geist Es geht ein finstrer Geist umher, nehmt euch in Acht! Wohl überall die Kreuz und Quer: Refrain Wacht, Deutsche, wacht, wie der Hahn in der Nacht! Potz Donnerwetter, Deutsche, Deutsche wacht, wacht, wacht Ihr lieben Deutschen wacht, ihr lieben Deutschen wacht. Er schleichet unter jedes Dach, nehmt euch in Acht! Er dringt in jegliches Gemach. Refrain Er macht was grad ist schief und krumm, nehmt euch in Acht! Was gut und klug ist schlecht und dumm. Refrain Er sucht und wittert Ketzerei, nehmt euch in Acht! Er hasst was fröhlich ist und frei. Refrain Er tut’s zu Gottes größrem Ruhm, nehmt euch in Acht! Sein Gott ist Papst und Pfaffentum. Refrain Er führet Jesu Namen im Schild, nehmt euch in Acht! Und ist des Teufels Ebenbild. Refrain Seid auf der Hut vor diesem Feind, nehmt euch in Acht! Er ist euch näher als ihr meint. Refrain Drum singet fleißig dieses Lied, nehmt euch in Acht! Daß euch nicht holt der Jesuit!
4.
Siegeslied Heil dir Gebundener, Unüberwundener christlicher Held. Die mit dir rechteten, zürnend dich ächteten, schlugst du durch Festigkeit, trotzend der Welt. Auch als Verwiesenem sehnend Gepriesenem folgen wir dir. Sahen den Schweigenden, duldend sich Neigenden, - drum zu der Freveltat schweigen auch wir. Wehe den Sündigen, die dir verkündigen Schande und Spott. Preisend das Nichtige, fälschend das Richtige, höhnen sie Menschen nicht, höhnen sie Gott. Uns auch umspähen sie, kränken und schmähen sie, drohen dem Land. Wir nicht verschulden es, aber wir dulden es, weil als ein Vorbild dich Gott uns gesandt. Doch die Elendigen werden nicht bändigen unsere Treu. Den fast entwendeten, schmählich geschändeten Glauben des Altertums wecktest du neu. Für das Verkündete fest als Verbündete werden wir stehn. Trüglich Ersonnenes, klüglich Ersponnenes wird vor dem himmlichen Lichte zergehn. Segne Gebundener, Unüberwundener, segne das Land. Dich hat als Waltenden, rettend Gehaltenden uns der erbarmende Vater gesandt.
5.
Clemens August Was Spektakel und Rumoren machet jetzt ein Pfaffe nicht, bis man in ihn kriegt bei den Ohren, und das rechte Urteil spricht! Fort nach Minden! Deine Sünden kannst du dort abbüßen fein, lieber Vischering, und finden, dass man muß gehorsam sein. Hast wohl gar gedacht, es gehe alles nur nach deinem Kopf. Was du sagest, das geschehe, weils kommt aus des Papstes Topf. Ihr sollt Ruh und Friede stiften, Untertan der Obrigkeit, aber so tut ihr vergiften allen Frieden durch Gestreit. Steckt die Nas in alle Sachen die euch doch nichts gehen an. Wollt alles katholisch machen, drängt euch zwischen Frau und Mann. Was sonst friedlich hielt zusammen, trennet ihr mit drohn und Hohn, gar noch in des Heilands Namen und der heilig Religion. Weil nun dieses euch will wehren unser König, und mit Recht, wollt ihr euch daran nicht kehren, spielt die Herrn, ihr Papstes Knecht. Seid ihr denn von anderm Blute als aus unserm deutschen Land? Lebt ihr nicht von unserm Gute, schützet euch nicht unsre Hand? Diesem muss man schon was kämmen das so strobelköpfge Haar, und will es sich nicht bequemen von dem Kopf rasieren gar. Zween Herrn kann man nicht dienen, einen muss man lassen schon; also tut euch wohl besinnen, oder geht zum Papst nach Rom! Hier bei uns im Preußenlande ist der König erster Herr. Durch Gesetz und Ordnungsbande stänkert man nicht kreuz und quer. Darum, lieber Clemens August, gib dich nur geduldig drein, wenn man dich dafür auch putzet dass du lernst gehorsam sein.
6.
Freifrau von Droste-Vischering Freifrau von Droste-Vischering, Vi- Va- Vischering, zum heilgen Rock nach Trier ging, Tri- Tra- Trier ging. Sie kroch auf allen Vieren, sie tat sich sehr genieren, sie wollte ohne Krücken durch dieses Leben rücken. Ach herrje, herrjemine Joseph und Maria Sie schrie als sie zum Rocke kam, Ri- Ra- Rocke kam, “Ich bin an Händ und Füßen lahm, Fi- Fa- Füßen lahm. Du Rock bist ganz unnähtig drum bist du auch so gnädig, hilf mir bei deinem Lichte, ich bin des Bischofs Nichte.“ Ach herrje, herrjemine..... Drauf gab der Rock in seinem Schrein, si- sa- seinem Schrein ganz plötzlich einen hellen Schein, hi- ha- hellen Schein. Gleich fährts ihr in die Glieder, sie kriegt das Laufen wieder, getrost zieht sie von hinnen. Die Krücken ließ sie drinnen. Ach herrje, herrjemine.... Freifrau von Droste-Vischering, Vi- Va- Vischering, noch selbgen Tags zum Kuhschwof ging, Ki- Ka- Kuhschwof ging. Dies Wunder göttlich grausend, geschah im Jahre Tausend achthundert vier und vierzig. Und wers nicht glaubt, der irrt sich. Ach herrje, herrjemine....
7.
Lasset unsern Gruß erschallen Lasset unsern Gruß erschallen brausend hin zum ew’gen Rom, zu dem Herzen, dass uns allen warm schlägt in Sankt Peters Dom. Zu ihm der nach Christi Worte seines Reiches Schlüssel hält, den sich Christus hier zum Horte seiner Kirche hat bestellt. Wir sind ihm in Treu ergeben, stehn zu ihm im Kampf der Zeit, ehren ihn, der Gut und Leben opfert gern der Christenheit. Als der Kirche treue Söhne wollen wir trotz Sturm und Drang, für das Wahre, Gute, Schöne wirken unser Leben lang. Lasst uns zu der Kirche halten, die der Donner laut umbrüllt, die der Finsternis Gewalten zu vernichten sind gewillt. Lasset nur die Stürme wehen um die Kirche wild und laut. Nimmer wird sie untergehen, Gott hat sie auf Fels gebaut.
8.
Himmlisches Abenteuer Jüngst kam ein König vor das Himmelstor, und schien in voller Zuversicht zu hoffen, wenn eine Majestät nur kommt davor, so steh ihr gleich der ganze Himmel offen. Der König hört Sankt Peters Wort: "Du darfst hier keine Hoffnung fassen! Bleib draußen stehn nur immerfort, du wirst fürwahr nie eingelassen." Darauf erschien ein deutscher Jesuit und spricht um Einlass an den heil’gen Peter. Sobald Sankt Petrus ihn nur eben sieht, da schreit er ihm entgegen Mord und Zeter: "Was willst du hier? Auf, mach dich fort! Ich kann euch Heuchler nicht vertragen; geh setz dich zu dem König dort! Im Himmel darfst du uns nicht plagen." Zum König setzt sich da der Jesuit und tröstet ihn mit manchem frommen Worte: "Ich weiß gewiss, auch unsre Qual entflieht, bald öffnet sich auch uns die Himmelspforte. Bald findet sich Gelegenheit, dann werden wir auch eingelassen, dann ist vorbei auch unser Leid - drum lasst uns ruhig Hoffnung fassen." Der Jesuit weiß die Gelegenheit so ganz und gar fürtrefflich abzupassen. Gefahren kommt des Papstes Heiligkeit, die wird sogleich von Petrus eingelassen. “Jetzt,“ ruft er, “Majestät zu mir! Jetzt ist es Zeit, nur frisch Courage!“ Doch Petrus fragt: “Wer seid denn ihr?“ “Wir sind die päpstliche Bagage.“
9.
An unsere lieben Paderborner Gelesen haben wir mit Schmerz die rührenden Adressen und alles Leid das euer Herz durchdolcht, gar wohl ermessen. Wir wollen auch, ihr frommen Herrn euch kondolieren herzlich gern und hälfen euch noch gerner; ihr lieben Paderbörner. Wir sind verpflichtet eurem Weh zu steuern! Warum? Darum! Wir haben ja die Bulle "de salute animarum"! Ja wir, ein protestantscher Staat wir schlossen einst ein Concordat und denken deß auch ferner; ihr lieben Paderbörner. Wir sind verpflichtet gegen die katholschen Staatsgewalten, wir Ketzer gegen Anarchie den römschen Stuhl zu halten. Geduld, Geduld, wir stoßen gleich für des heilgen Vaters weltlich Reich in unsre Kriegeshörner; ihr lieben Paderbörner. Wir ziehen ihm zu Hilfe aus ist’s auch nicht heut und morgen. Wir haben erst im eignen Haus noch einiges zu besorgen. Und bis dahin fällt, glaubt es nur, in der Geschichte Stundenuhr wohl manches hundert Körner; ihr lieben Paderbörner. Auch fehlen uns zum Kriege bloß ein Thaler und acht Groschen. Sind die erst da, dann geht es los dann tapfer drauf gedroschen. Dann geht im Rosinantentrott ganz Preußen drauf als Don Quixote und zwar als ganz moderner; ihr lieben Paderbörner. Einstweilen fasst euch mit Bedacht und bambadiert indessen des bösen Feindes Übermacht mit feurigen Adressen. Denkt jedem ist sein Ziel gesetzt, auch Satana’s läuft noch zuletzt sich selber ab die Hörner; ihr lieben Paderbörner.
10.
Der Papst lebt herrlich in der Welt, es fehlt ihm nie an Ablassgeld, er trinkt vom allerbesten Wein, drum möcht ich auch der Papst wohl sein. Doch nein, er ist ein armer Wicht, ein holdes Mädchen küßt ihn nicht er schläft in seinem Bett allein, drum möchte ich der Papst nicht sein. Der Sultan lebt in Saus und Braus, er wohnt in einem Freudenhaus voll wunderschöner Mägdelein, drum möcht ich wohl der Sultan sein. Doch nein, er ist ein armer Mann, denn folgt er seinem Alkoran so trinkt er keinen Tropfen Wein, drum möcht ich auch nicht Sultan sein. Geteilt veracht ich beider Glück und kehr in meinen Stand zurück, doch das geh ich mit Freuden ein, halb Sultan und halb Papst zu sein. Drum Mädchen, gib mir einen Kuss, denn jetzt bin ich dein Sultanus! Ihr trauten Brüder schenket ein damit ich auch der Papst kann sein! Text/Musik: trad., bearb. Jörg Ermisch Hanne - Tin-Whistle Jörg - Akkordeon, Hauptgesang Klaus - Mandola, Gesang
11.
Das unfehlbare Lied Wer je sich für unfehlbar hält widde widde witt bumm bumm der ist der größte Narr der Welt. widde widde witt bumm bumm Doch jedem Narren gönnen wir ein Narr zu sein, machts ihm Pläsir. Gloria Viktoria widde widde witt juchheirassa Gloria Viktoria widde widde witt bumm bumm Wer glaubt, dass er mit Acht und Bann widde widde witt bumm bumm die Ketzerwelt bezwingen kann, widde widde witt bumm bumm der fluche still in seinem Haus sonst lacht die ganze Welt ihn aus. Gloria Viktoria widde widde witt juchheirassa Gloria Viktoria widde widde witt bumm bumm loria Viktoria … Himmel, Arsch und Zwirn! Der Papst kann sich nicht irr'n. Bedenkt: wie schlimm ist einer dran, der sich nicht irren können kann! Es irrt der Mensch, es irrt das Pfird (das Pferd!, weil auch ein Setzer irrt). Es irrt auch der Computer nicht? Ein Irrtum! Oft vertut er sich! Nur, Himmel, Arsch und Zwirn: Der Papst kann sich nicht irr'n. Er hat vielleicht nur eins im Hirn: Ich armer Papst möcht einmal irr'n. Doch wie er sich auch irrend müht, er irrt, wenn er sich irren sieht, irrt also, irr!, er irre, nicht. Es irrt der Wirt, es irrt das Licht, das Irr-Licht (und zwar nachts umher) und jeder Irre irret sehr, der sich im Irrtum, daß er irrt, nicht irr zu sein, verwirr-verwirrt. Nur, Himmel, Arsch und Zwirn: Der Papst kann sich nicht irr'n, denn achtzehnhundertsiebzig sprach also Gott: "Das gibt's nicht. Ich gab' auf Erden dir die göttlichen Gewalten. Natürlich: Irrtum vorbehalten!" Gloria Viktoria widde widde witt juchheirassa Gloria Viktoria widde widde witt bumm bumm Wer sich zuletzt so weit vergisst widde widde witt bumm bumm und glaubt, daß er der Herrgott ist, widde widde witt bumm bumm der bleib in seinem Vatikan sonst holt ihn Meister Urian. Text: Hoffman von Fallersleben, Hans Scheibner / Musik: trad., bearb. Klaus Irmscher Hanne - Keyboard, Gesang Jörg - Teufelsgeige, Hauptgesang Klaus - Gitarre, Gesang
12.
Die schwarze Jagd Was glänzt dort im Reichstag im Mondenschein der kahl geschorenen Glatzen? Sie sitzen geschaaret in düsteren Reih’n die Einen fanatisch mit dürrem Gebein die Andern gemästet zum Platzen. Und wenn ihr die frommen Gesellen fragt – Das ist Pii schwarze, verlogene Jagd! Was schleicht wie Gespenster in nächtlichem Graus, und kriecht in Kutten und Roben? Sie kommen, schmeißt einer von vorn sie hinaus, ganz sacht durch die Hintertür wieder ins Haus, doch der Segen kommt ihnen von oben. Und wenn ihr die frommen Schleicher fragt – Das ist Pii schwarze, verlogene Jagd! Was flüstert im Beichtstuhl? Was gellet und schallt die Kanzel von lautem Gezeter? Sie werben den Mann mit des Bannes Gewalt, die Frauen mit listigem Hinterhalt für Rom und den heiligen Peter. Und wenn ihr die frommen Werber fragt – Das ist Pii schwarze, verlogene Jagd! Wo Reben dort glühen, dort brauset der Rhein, wo Schinken wächst in Westfalen, wo Bayerlands mächtige Knödel gedeihn, da drängten und fraßen sie emsig sich ein und wurden die Sieger der Wahlen. Und wenn ihr die frommen Gewählten fragt – Das ist Pii schwarze, verlogene Jagd! Und Stille wart es im Zentrum zumal, und rückwärts wichen die Recken. Sankt Kettler verließ den unheimlichen Saal, einzog die Krallen was klerikal, Samtpfötchen jetzt uns zu strecken. Und wenn ihr die frommen Geschlagenen fragt – Das ist Pii schwarze, verlogene Jagd! Ins Zentrum, ins schwarze, drum fliege mein Pfeil, und triff mit tötendem Witze. Die Ritter alle vom heiligen Greil bis sie zu des Reiches endlichem Heil verjagt von erschlichenem Sitze - dass lachend die Welt, die befreite sagt: Das war Pii schwarze, verlogene Jagd!
13.
Ein Haus voll Glorie schauet Ein Haus voll Glorie schauet weit über alle Land, aus ew'gem Stein erbauet von Gottes Meisterhand. Refrain Gott! Wir loben dich. Gott! Wir preisen dich. O laß im Hause dein uns all geborgen sein! Gar herrlich ist's bekränzet mit starker Türme Wehr, und oben hoch erglänzet des Kreuzes Zeichen hehr. Refrain Wohl tobet um die Mauern der Sturm in wilder Wut; das Haus wird's überdauern, auf festem Grund es ruht. Refrain Ob auch der Feind ihm dräue, Ansturm der Hölle Macht: Des Heilands Lieb und Treue auf seinen Zinnen wacht. Refrain Dem Sohne steht zu Seite die reinste der Jungfraun; um sie drängt sich zum Streite die Kriegsschar voll Vertraun. Refrain Viel tausend schon vergossen mit heil'ger Lust ihr Blut; die Reihn stehn fest geschlossen in hohem Glaubensmut. Refrain Auf eilen liebentzündet auch wir zum heilgen Streit; der Herr, der's Haus gegründet, uns ew’gen Sieg verleiht. Refrain
14.
Marpingen Das war zu Marpingen im Wald, im Kreise von Sankt Wendel, da ist ein Wunder jüngst geschehn, da gab’s auch lustge Händel. Das war zu Marpingen im Wald, unter Fichten unter Buchen gingen drei kleine Mägdelein Heidelbeeren zu suchen. Das war zu Marpingen im Wald, da tät den lieben, kleinen, gebenedeiten Mägdelein die Mutter Gottes erscheinen. Zuerst in weißem Gewande, dann in blau-weiß-gestreiftem Kleide, dann ganz in Blau und ganz zuletzt im Rock von weißer Seide. “Willst du ein Kirchlein oder ein Bild?“ fragten die Mägdlein, und schnelle sprach die Madonna: “Wenn es geht, möcht ich lieber ne Kapelle.“ Am nächsten Tage kamen schon die Gläubigen in Scharen von tausenden herbei, zumal die krank und bresthaft waren. Die Blinden, Tauben, Lahmen und die noch andre Gebresten drücken, sie kamen gehinkt, gekrochen, an Stöcken und auf Krücken. “Madonna, hilf! Sei gnädig uns! Woll unser dich erbarmen und Heilung schaffen unsrem Leid!“ Flehn inbrünstig die Armen. “Madonna, steh uns gnädig bei! Woll unser dich erbarmen!“ Da naht der Bürgermeister Woytt mit ganzen drei Mann Gendarmen. Sie rücken an, der Tambour schlägt den Wirbel; die Gemeinde singt laut im Chor: “Maria hilf uns gegen unsre Feinde!“ Doch war sogleich beim ersten Glanz der Pickelhaubenkolonne, erloschen das weiß-blau-weiße Bild der wunderbaren Madonne. Es ist gewisslich wahr, gar viel der Wunder tut Madonne, und unverhofft erscheint sie oft zu aller Gläubigen Wonne. Sie macht die Lahmen reden und die Stummen lässt sie gehen; sie wirkt, dass Blinde hören und die Tauben macht sie sehen. Die allerwunderbarste jedoch all ihrer Wundertaten ist, dass sie stets unsichtbar wird beim Anblick von Soldaten. So ward erfüllt das Wort, und nicht nur gegen Demokraten, auch gegen Madonnen- und Pfaffenspuk helfen jetzt die Soldaten.
15.
Der arme Krementz Was fang ich armer Bischof an? Erbarme dich, o Herre! Jetzt macht mich zum geschlagnen Mann die Temporaliensperre. Nicht einen Groschen krieg ich mehr, das grämt mich und betrübt mich sehr O jerum, jerum, jerum! O quae mutatio rerum! Daß just der Schlag mich treffen muß in diesen schweren Zeiten! Wie soll ich armer Klerikus den Haushalt nun bestreiten? Allüberall die Wohnungsnot, das teure Bier, das kleine Brot! O jerum, jerum, jerum! O quae mutatio rerum! O Heilger Vater, nimms nicht schief, wenn ich Dir nichts mehr sende; ich schickte dir ja manchen Brief mit mancher fetten Spende. Jetzt hab ich nichts als mein Brevier - hast du was übrig, schick es mir! O jerum, jerum, jerum! O quae mutatio rerum! Wer konnte denken, daß der Staat im stand sei Ernst zu machen? Er hat sich aufgerafft zu Tat, nun ist vorbei mein Lachen. Getroffen ist der wunde Punkt, jetzt bin ich arm wie ein Adjunkt! O jerum, jerum, jerum! O quae mutatio rerum! Hätt ich geahnt die Kümmernis, die plötzlich sollte kommen, Ich hätt vielleicht, ich hätt gewiss ganz anders mich benommen. Kein süßes Wort hätt ich gespart - ich war zu schroff, ich war zu hart! O jerum, jerum, jerum! O quae mutatio rerum! Jetzt hab ich wieder traurig mich ums trockne Brot zu quälen. Den Schaden hab ich - sicherlich wird auch der Spott nicht fehlen! Nun wünsch ich nur – des wär ich froh - den andern gings auch ebenso! O jerum, jerum, jerum! O quae mutatio rerum!
16.
Auf Kaiser und Papst Heil dir im Siegerkranz Herrscher des Vaterlands, heil, Kaiser, dir! Fühl in des Thrones Glanz die hohe Wonne ganz, Liebling des Volks zu sein, heil, Kaiser, dir! Segne, Gott, unsern Papst, den du der Kirche gabst zu ihrer Zier! Lasse noch lange Zeit singen die Christenheit froh, wie aus einem Mund: Heil, Leo, dir! Leo und Wilhelm stehn strahlend auf Menschheits Höhn zu aller Heil. Wilhelm, dem Zollernsohn, Leo, auf Petri Thron, werde der Völker Lob allzeit zu teil.
17.
Bibel und Flinte Was treiben wir Deutschen in Afrika? Hört, hört! Die Sklaverei wird von uns allda zerstört. Und wenn so ein Kaffer von uns nichts will, dann machen wir ihn auf ewig still. Piff paff, piff paff, hurra! O glückliches Afrika! Wir predgen den Heiden das Christentum, wie brav! Und wers nicht will glauben, den bringen wir um, piff paff! O selig die Wilden die also man lehrt die christliche Liebe mit Feuer und Schwert. Piff paff, piff paff, hurra! O glückliches Afrika! Wir haben gar schneidige Missionär, juchei! Den Branntwein, den Krupp und das Mausergewehr, die drei. So tragen Kultur wir nach Afrika. Geladen! Gebt Feuer! Halleluja! Piff paff, piff paff, hurra! O glückliches Afrika!
18.
Sankt Georg Wir stehn im Kampfe und im Streit mit dieser bösen Weltenzeit, die über uns gekommen. Sankt Jürg, du treuer Gottesmann, wir rufen deinen Namen an, weil unser Mut beklommen. Das Böse überkommt Gewalt und keiner sagt dem Satan Halt; wir sind in argen Nöten. Sankt Jürg, du bist allzeit gerecht, schaff Urteil über Gut und Schlecht, du kannst die Drachen töten. Die Lüge ist gar frech und schreit und hat ein Maul so höllenweit, die Wahrheit zu verschlingen. Sankt Jürg, behüte diesen Hort, bewahr die Sprache und das Wort, du kannst die Lüge zwingen. Die böse List zerbrach den Bann und fiel so manche Menschen an, und hat den Mut zerschlagen. Sankt Jürg, du bist der Heldenmut, der Ritter stolz, der Adel gut, du kannst den Trug verjagen. Erhebe dich, besteig dein Pferd, nimm Lanzenschaft und Schild und Schwert dann hilf uns tapfer kriegen! Sankt Jürg, du unser Schutzpatron, befreie uns und brich die Fron, daß wir im Glauben siegen!
19.
Canossa-Moritat 2 Tja, so war das liebe Leute, gänzlich anders ist das heute. Heut ham Papst und Obrigkeiten keinen Grund mehr sich zu streiten. Es ist alles ganz entspannt und es wird nicht mehr gebannt. Heute spricht man, will mir scheinen von Canossa mehr im Kleinen: Hat ein Schüler Mist gebaut, einen Anderen beklaut, muß er zum Direktor gehn, ist natürlich auch nicht schön. Heute hat Canossagang einen mehr privaten Klang. In der deutschen Republik sorgt ein Kaiser für das Glück: Franz der Große, Freund des Balles und gelingen tut ihm alles. Libero und Weltmeister, sacra Deifi, da schau her! Und den Kaiser-Papst-Konflikt hat er nicht mit Benedikt, beide kommen ja aus Bayern, das ist doch ein Grund zum feiern. Trink mer noch ne Runde Schnaps, wir sind Deutschland und auch Paps – t. Weißbier und Brezn zum Abendmahl Luja sag i, schaun mer mal.

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E I N M A L C A N O S S A U N D Z U R Ü C K
Der nicht ganz aufrechte Gang und sein Widerhall im 19. und 20. Jahrhundert

Liederjan singt katholische Kirchenlieder? Loblieder auf Bischöfe und die preußische Obrigkeit? Eigentlich nicht aber in diesem Falle doch. Warum?

Es fing alles an mit einem Anruf des Leiters des Paderborner Kulturamtes. Für die große Ausstellung "Canossa - Erschütterung der Welt" vom 21.7. - 5.11.2006 in Paderborn - genau gesagt: für den Teil der Ausstellung, der dem Verhältnis von staatlichen Obrigkeiten in Deutschland und katholischer Kirche im 19. und 20. Jahrhundert gewidmet war - sollten wir ein Konzertprogramm entwickeln, das die Ereignisse dieser Zeit sinnlicher erfahrbar machen und gelegentlich auch karikieren sollte.

Was uns zunächst als ein ziemlich abgefahrener Plan erschien, entpuppte sich bei zunehmender Einarbeitung in das Thema als eine äußerst spannende Angelegenheit. Das 19. Jahrhundert war eine sehr liedreiche Zeit. Und wir wurden von unterschiedlichen Seiten mit Liedern und Texten versorgt. An dieser Stelle möchten wir folgenden netten Menschen für ihre Unterstützung danken: Dem Verantwortlichen für das künstlerische Rahmenprogramm Herrn Christoph Gockel-Böhner, dem wissenschaftlichen Ratgeber Herrn Professor Dietmar Klenke, Frau Barbara Book vom Freiburger Volksliedarchiv, dem Regensburger Volksliedforscher Herrn Dr. Uli Otto und Herrn Franz Hucht von der Dokumentationsstelle für kirchliche Jugendarbeit.

Ein gutes halbes Jahr haben wir neben unseren Konzerttouren daran gearbeitet. Den ersten von zwei Abenden haben wir mitschneiden lassen - "nur so für uns". Doch beim Abhören dachten wir, dass dies eine ganz hübsche Live-CD werden könnte. Live-CDs sind eine äußerst heikle Sache. Im Studio kann man sagen: "Ne, mach ich gleich noch mal!" Aber bei Live-Aufnahmen gilt knallhart: Drauf ist drauf. Korrekturmöglichkeiten sind zwar vorhanden aber sehr gering. Man muss gewisse Ecken und Kanten in Kauf nehmen. Aber wenn man Glück hat, fängt man die Lebendigkeit und den Charme des Live-Momentes ein und wir hoffen, dies ist uns über weite Strecken gelungen.

Die Ansagen, die bei Liederjan eine gewisse Länge gern mal überschreiten - es gab schon Spötter, die meinten, wir sollten die Musik doch ganz weglassen - mussten wir gnadenlos kürzen, um das CD Format nicht zu sprengen. Der Information und dem geschichtlichen roten Faden zuliebe musste mancher Gag, der aus dem spontanen Bühnengeplauder entstanden war bedauerlicherweise dran glauben.

Trotzdem hoffen wir, dass der Spaß, den wir bei der Sache hatten, sich vermittelt und wünschen gute Unterhaltung.

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Das 19. Jahrhundert begann nicht sehr verheißungsvoll für Papst und Klerus. 1801 musste Pius VII. ein Konkordat mit Napoleon unterzeichnen, in dem alte, eherne katholische Positionen aufgegeben wurden. Im Reichsdeputatitionshauptschluss wurde festgelegt
- Gleichberechtigung der Konfessionen
- Abschluss der Zivilehe
- Absetzung aller Bischöfe und Neuernennung und Besoldung durch den Staat
- Auflösung aller kirchlichen Staatsgebiete und Enteignung der Kirchengüter.

Auch der Kirchenstaat ging unter. Aber nach der Niederlage Napoleons wurde durch den Wiener Kongress 1815 vieles wieder auf den Stand von vor dem Konkordat gebracht. Auch der Kirchenstaat in Italien wurde wieder eingerichtet. Der Papst hatte durch seine Haltung gegen Napoleon sehr an Popularität gewonnen. Es begann die Phase des Ultramontanismus. Viele deutsche Katholiken blickten "über die Berge" nach Rom, um vom Papst die Antworten auf die Fragen dieser unruhigen Zeit zu bekommen. Des konservativen Klerus in der Vergangenheit effizienteste Truppe, der Jesuitenorden, der um 1773 aufgelöst worden war, wurde wieder eingerichtet. Kurz gesagt: Des Papstes Stimme hatte in Deutschland wieder viel Gewicht und die deutschen Fürsten, die nun gerade Napoleon losgeworden waren, fürchteten eine erneute Fremdbestimmung. Und wieder wisperte es im Lande: "Canossa, Canossa".
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Auf der Original-CD sind kurze Ansagen zu den Titel enthalten. Die Downloads auf dieser Seite beinhalten nur die Musiktitel ohne die Einführungskommentare.
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credits

released November 11, 2007

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Hanne Balzer - Akkordeon

Jörg Ermisch - Gesang

Klaus Irmscher - Mandoline
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Die CD wurde am 14. September und am 21. Oktober 2006 in der Städtischen Galerie Am Abdinghof in Paderborn aufgenommen und im Oktober/November in Hamburg bearbeitet und abgemischt.
Wir danken unserem Freund, dem Tontechniker Bernd Schultze für seine Geduld, seine Ermutigungen und sein gutes Ohr.

Dem Kulturkreis Berner Schloß danken wir für die Zurverfügungstellung ihrer schönen Räumlichkeiten, und unserem Fotografen Axel Löhr für die Coverfotos.

Schließlich danken wir natürlich König Heinrich IV. und Papst Gregor VII., die mit ihren Zwistigkeiten erst den Boden für unsere CD bereiteten.

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Liederjan? Was machen die eigentlich? Ist es Folk, Chanson, Kabarett, Comedy oder einfach nur Dummtüch? - Die Antwort weiß der Wind und natürlich die Truppe selbst, sie lautet: Ein bisschen von allem, aber mehr so: Liederjan.

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